SNS Prima Professur

Profile

The team of the SNF PRIMA project is composed of a professorship, a PhD researcher as well as a student research assistant and is focused on the analysis of the relation between material cultures, pictorial aesthetics, and socio-semiotic aspects. One goal of the project is to catalogue and analyze all profane imagery found on gothic ivories. The fact that images of war and brutality are rarely depicted in medieval iconography adds tension to these profane gothic ivories. This complex phenomenon will be placed in the culture and materiality of the 14th century and the arguments that support the illustration of profane themes will be reconstructed. The project focuses on the analysis of objects, which demonstrates an experimentation with material, content, text, image, effect and perception. In addition, special attention will be paid to the discourse of morality and virtue, the coping with trauma, and the studies of emotions and affects.

Research project

Der konzeptionelle Horizont der Arbeit ist der Bezug von materieller Kultur, bildsprachlicher Ästhetik und soziosemiotischen Aspekten. Objekte mit profanen Bildern nehmen unter den gotischen Elfenbeinarbeiten eine Sonderstellung ein, da sie zentrale Szenen der zeitgenössischen Romane visualisieren. Die Forschung schenkte vor allem den Berührungspunkten zwischen der Dichtung und der bildenden Kunst Beachtung. Dagegen steht eine Auswertung der Auswahl der Szenen und ihrer Lesbarkeit hinsichtlich ihrer Bedeutung noch aus. In diesem Projekt werden alle profanen Bilder auf gotischen Elfenbeinobjekten in einem Katalog erfasst und analysiert. Die Tatsache, dass die kriegerische Seite des Mittelalters allgemein in der Ikonographie sehr selten vertreten ist, verleiht den profanen Elfenbeinarbeiten ihre Brisanz. Das komplexe Phänomen wird in die Kultur und die Materialität des 14. Jhs. eingeordnet und die Argumente, die für eine Illustration der profanen Themen sprechen, werden rekonstruiert. Die Objekte manifestieren ein Experimentieren mit Material, Inhalt, Text, Bild, Wirkung und Wahrnehmung.

Weit über die Distinktionen, die die traditionelle Bildanalyse zu leisten vermag, werden das Einbeziehen der aktuellen Literaturforschung sowie die theoretische Methode der Affordanz Resultate zu den Artefaktbiographien sowie zum Verständnis der Bilder liefern. Mit der Untersuchung der Affekte bzw. Emotionen, die die brutalen Bilder provozieren konnten, integriert sich die Studie in den aktuellen Tugenddiskurs, der dank der Analyse der brutalen Szenen intensiviert und mit den Perspektiven zur Identifikationsmöglichkeit des Betrachters und den genderspezifischen Ansätzen komplementiert wird. Mit der Untersuchung der soziosemiotischen Aspekte der Bildkommunikation und der Wahrnehmungspsychologie geht das Projekt noch einen Schritt weiter. Somit fügen sich die Recherchen zur brutalen Seite des Mittelalters in ein innovatives Forschungsfeld ein, das über die Identifikation der Szenen hinausgeht, und welches in seiner Breite in der Kunstgeschichte noch zu wenig Beachtung fand. Die hier vorgestellte Studie befasst sich mit der Bildrhetorik und nimmt ferner die historische, soziale und genderspezifische Problematik auf. Permanent werden die Liebesszenen zu den kriegerischen, brutalen Bildern als wichtiger Gegenpol skizziert. Besonders die Nähe zwischen Liebe und Krieg gerät so in den Fokus.