Gefördert durch der Ruth & Arthur Scherbarth Stiftung
Projektdauer: 1. Januar bis 31. Dezember 2013.
Projektleitung: Prof. Dr. Thomas Dittelbach
Projektkoordination und wissenschaftliche Assistenz: M.A. Ágnes Sebestyén
Der Schaffhausener Henri Moser (1844-1923), Sohn eines Großindustriellen und Industriepioniers, unternahm vier riskante Expeditionen nach Zentralasien (1868/69, 1870, 1883/84, 1888/89), die ihm in den europäischen Gelehrtenzirkeln der Jahrhundertwende als Reiseschriftsteller zu Ruhm verhalfen. Schließlich etablierten ihn die Reisen auch als Experten der Wirtschaft und Kultur des „Orients“. Der Erfolg als „savant explorateur“ veranlasste Moser, die Kunstgegenstände, die er auf seinen Reisen und auf Auktionen erworben hatte, zu einer orientalischen Sammlung zusammenzufügen und mittels Wanderausstellungen, Vorträgen und Publikationen der Öffentlichkeit zu präsentieren.
Mosers vorrangiges Interesse galt der wirtschaftlichen Bedeutung der Sammlung für die europäische Industrie. In seinen theoretischen Arbeiten setzte er innovative Maßstäbe, die Wege des kulturellen Austausch mit Zentralasien zu erforschen und das Potential eines weltumspannenden Handels zu untersuchen. Die „orientalische“ Kunstsammlung Mosers diente als Medium für die Verbreitung dieser Ideale.
Im Zentrum des Forschungsprojektes steht die Frage, 1. nach welchen Prinzipien Moser seine Sammlung angelegt hat, 2. mit welcher kulturpolitischen Absicht er nachträglich die islamischen Kulturinhalte zu vermitteln erstrebte, und 3. wie seine Ausstellungen, Vorträge und Publikationen öffentlich aufgenommen wurden. Arbeitsmethodisch relevant ist den umfangreichen, noch unerschlossenen, aus zeitgenössischen Fotografien, Manuskripten und Zeitungsberichten bestehenden Quellenapparat im Bernischen Historischen Museum zu sichten.