Öffentlichkeiten der Kunst

Öffentlichkeiten der Kunst. Die Geschichte der Schweizerischen Plastikausstellung (SPA)


Finanzierung durch den Schweizerischen Nationalfonds (SNF)
Projektdauer 2022-26

Archiv der Schweizerischen Plastikausstellung, integraler Bestandteil der Robert Walser-Sculpture von Thomas Hirschhorn, 06.09.2019. Foto Credit: Enrique Muñoz García


Citizen Archive zur Schweizerischen Plastikausstellung publics-arts.ch, Beitrag zum Projekt in uniAKTUELL vom 1. Mai 2023.

Team

Leitung: Prof. Dr. Peter J. Schneemann
Doktorandin: Seraina Peer M.A.
Wissenschaftliche Mitarbeiterin und Koordinatorin: Dr. Yvonne Schweizer
Hilfsassistierende: Nicolas Gränacher
Ehemalige Hifsassistierende: Nina Baumgartner und Christopher Kilchenmann

Kunst braucht Öffentlichkeiten. Öffentlichkeiten entstehen durch Kunst.
Die Schweizerische Plastikausstellung (SPA) in Biel/Bienne ist die wichtigste Freiluftausstellung für Skulptur im öffentlichen Raum in der Schweiz. Seit 1954 findet sie in regelmässigem Turnus statt. Ihre Geschichte und ihr Archiv ist bisher, von wenigen prominenten Ausnahmen abgesehen, noch nicht aufgearbeitet worden. Das Forschungsprojekt «Öffentlichkeiten der Kunst. Die Geschichte der Schweizerischen Plastikausstellung (SPA)» stellt sich dieser Aufgabe. Es untersucht die seit 1954 in Biel/Bienne stattfindenden Ausstellungen anhand ihres bisher unerforschten Archivmaterials. Wir argumentieren, dass sich die Spezifik der Bieler Ausstellungen über den Wandel ihres Verständnisses von Öffentlichkeiten fassen lässt.

Das Projekt fragt,

  1. wie die Gründung der Ausstellung zur Ausbildung eines spezifisch lokalen Kunstpublikum führte,
  2. wie innerstädtische Konflikte über die ausgestellte Kunst zu kuratorischen Modellen der Teilhabe führten,
  3. nach den künstlerischen und kuratorischen Strategien der Selbsthistorisierung innerhalb der Ausstellungsreihe.

Mit dem Launch eines digitalen Bürger:innenarchivs sollen die Bieler Öffentlichkeiten in die Aufarbeitung dieses wichtigen Kapitels der städtischen Geschichte einbezogen werden. Hier entsteht eine digitale Plattform für die bisher nicht archivierten, wertvollen Erinnerungsstücke, die jede:r Bieler:in besitzt: Unerzählte Geschichten zu den Ausstellungen und Kunstwerken, ungewöhnliche fotografische Ansichten, Urban Myths und Gerüchte. Diese Rezeptionsdokumente zeigen, dass eine Geschichte der öffentlichen Kunst nicht nur in den Archiven bewahrt wird. Sie lagert in den Gedächtnissen und den Speichermedien der Personen, die mit ihr leben. Eine Ausstellung, Publikationen und öffentliche Symposien werden die Ergebnisse im Laufe der Projektdauer in verschiedenen Formaten zugänglich machen.

Das Projektteam kooperiert mit Partnerinnen und Partnern an Hochschulen und öffentlichen Einrichtungen:

Stiftung Schweizerische Plastikausstellung ESS-SPA, Biel
Prof. Dr. Tobias Hodel, Digital Humanities, Walter Benjamin Kolleg, Universität Bern
Prof. Dr. Maren Polte, HKB
Dr. Bernadette Walter, Nouveau Musée Bienne

Alle wissenschaftlichen Aktivitäten des Projektteams können Sie auch auf dem SNF Datenportal verfolgen.

Die Bedeutung der Plastikausstellung für ihre Öffentlichkeiten lässt sich unter drei in der Ausstellungshistorie verankerten Modi analysieren - Konstitution, Aktivierung und Historisierung/Aktualisierung. Das Vorhaben wird in drei Teilprojekten (TP) erarbeitet, die auf ein je unterschiedliches Methodenset zurückgreifen: TP 1 untersucht die Konstitution eines lokalen Kunstpublikums ab 1954 auf der Basis vorhandener Archivalia in Schweizer Archiven. Es stützt sich auf kunstsoziologische Methoden der Netzwerk- und Feldanalyse. TP 2 analysiert Formen der Aktivierung und Diversifizierung der Besucherprofile der SPA ab 1971. Es aktualisiert sozialhistorische Ansätze der Kunstgeschichte mit Methoden der Citizen Sciences. TP 3 untersucht künstlerisch-kuratorische Strategien der Historisierung/Aktualisierung der SPA. Es stützt sich auf Methoden der Rezeptionsforschung und der Curatorial Studies.

Aktivitäten

Wir bereiten derzeit eine Ausstellung im NMB Neues Museum Biel vor. Sie wird im August 2024 eröffnet.

Das Projektteam im Gespräch mit Dr. Birgitta Coers (Direktorin documenta-Archiv) und Julius Lehmann während der documenta fifteen
Zum Auftakt des Projekt findet an der Universität Bern im Herbstsemester 2022 eine Vorlesungsreihe mit Gästen statt. Thomas Hirschhorn stellt am 1. November 2022 die Robert Walser-Sculpture vor.
Das dreitägige Symposium befasst sich mit Verantwortlichkeiten und Bedingungen künstlerischer und kuratorischer Arbeit im politischen, gesellschaftlichen und digitalen Stadtraum.
Der SNF und die Universität Bern bewilligen zwei Projektanträge des IKG: Die gemeinsam mit dem Team des NMB Neues Museum Biel realisierte Ausstellung zeigt ab August die 70-jährige Geschichte der Schweizerischen Plastikausstellung aus der Sicht der Bevölkerung. Das Stadtmodell des Museums erhält dazu einen digitalen Skulpturenparcours, der zusammen mit den Digital Humanities entwickelt wird.

Foto: © Janosch Abel